Viele Autofahrer stöhnen aktuell über die hohen Spritpreise. Einer vom ADAC veröffentlichten Infografik zu folge, kletterten die Preise bis Ende März auf einen Spitzensatz von 1,442 Euro pro Liter Superbenzin. Für viele ärgerlich ist dabei der Umstand, dass der Rohölpreis so niedrig ist wie schon lange nicht mehr. Als Erklärung für das Rekordniveau werden die hohen Benzinpreise auf dem zentralen europäischen Umschlagplatz für Benzin – der Rotterdamer Börse – angegeben. Verbraucher- und Automobilverbände werfen der Kraftstoffbranche vor, diesen durch Spekulationsgeschäfte künstlich in die Höhe zu treiben. So erklärt der Präsident des ACE Auto Club Europa, Wolfgang Rose: „Wer wie die großen Ölmultis nicht nur über Förderrechte verfügt, sondern auch über Lagerkapazitäten, Raffinerien und Tankstellenketten, der profitiert auch von den Spekulationsgeschäften an der Börse.“ Seine Forderung ist die Schaffung von wirklichem Wettbewerb in diesem Bereich. „Wenn es sein muss, dann auch mit dem Mittel der Marktentflechtung.“
Anders argumentiert Claudia Kemfert vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in einer Sendung des Deutschlandfunks vom 16. März. Für sie sind die hohen Preise, die für das Benzin an der Rotterdamer Börse bezahlt werden müssen, vor allem der geringen Raffineriekapazitäten geschuldet. Besonders auf dem US-amerikanischen Markt gebe es eine Unterversorgung. Dies führe dazu, dass sich bei einer gesteigerten Nachfrage die Aufmerksamkeit auf Europa richte und es auf dem hiesigen Markt zu einem regelrechten Ausverkauf komme. Die derzeitigen hohen Gewinnmargen seien jedoch nicht zwingend. Beispielsweise haben die Mineralölkonzerne letztes Jahr deutlich weniger Gewinn gemacht. Ein Teil des Börsenhandels sei natürlich immer Spekulation, wie groß dieser Teil ist, könne man jedoch nur schwer herauskristallisieren.
Einer Regulierung steht sie skeptisch gegenüber. Eine Forderung, die man an die Mineralölgesellschaften richten könne, wäre zwar die zusätzliche Schaffung von Raffineriekapazitäten. Insgesamt spricht sich die Wissenschaftlerin jedoch gegen eine Regulierung des Marktes, etwa durch eine Obergrenze für Benzinpreise, wie sie in Luxemburg bereits Realität ist, aus. Zwar müsse der Staat für einen funktionierenden Markt sorgen, seine eigentliche Aufgabe sei jedoch ganz woanders: Da zu erwarten sei, dass die Preise für Benzin in den nächsten Jahren weiter steigen werden, müssen langfristig Alternativen zu den heute gängigen Verbrennungsmotoren entwickelt werden. Aufgabe der Politik könne so etwa die Förderung von Elektromobilität werden.
Für diejenigen, die individuell etwas gegen die Preispolitik der Konzerne unternehmen wollen, hält sie den Ratschlag bereit, die Preise zwischen Tankstellen zu vergleichen und auf jene Zeiten zu achten, an denen die Preise nach oben gehen – etwa vor Wochenenden. Der ADAC hält hierzudem eine Übersicht über die günstigsten Tankstellen in Ihrer Nähe bereit.
Ein andere Lösung wäre zudem, wie wir meinen, Fahrgemeinschaften gründen.
Wie denken Sie über die aktuellen Entwicklungen beim Benzinpreis: Blockieren einige wenige Mineralölgesellschaften einen effektiven, freien Markt und halten das Preisniveau damit künstlich hoch? Oder haben wir überhaupt keine Alternative zu einem hohen Benzinpreis, der, in letzter Konsequenz, auch zu einem ökologischen und verkehrspolitischen Umdenken beitragen kann? Diskutieren Sie mit.